Vom ganzen Tal aus sieht man das Ehrenmal und das Kruzifix des Zellers Schwarzen Herrgotts. Es ist unser verbindender Fixpunkt über die Jahrhunderte hinweg. Noch heute halten Gäste und Einheimische hier gerne an. Es ist ein besonderer Ort mit einer besonderen Weinlage.
Es gibt eine eigene Website mit Informationen zum Zeller Schwarzen Herrgott, die allerdings noch im Aufbau ist:
www.zellerschwarzerherrgott.de
Geschichte
Zum ersten Mal erwähnt wurde der Ort bei den Aufzeichnungen des Heiligen Philipp von Zell. Dieser irische Mönch christianisierte um 700 n. Chr. die Region und gründete eine Kloster bei Zell (cellular). Im frühen Mittelalter gehörte Zell zu den bedeutendsten Wallfahrtsorten Deutschlands. Selbst Kaiser Karl der Große und seine Frau pilgerten nach Zell um Kindersegen zu erbitten.
Der heilige Philipp pflanzte in dieser Lage, die eine viertel Fußstunde von seinem Kloster entfernt lag, seinen Messweinberg. Damit die Mönche nicht jedes Mal zum Gebet zurücklaufen mussten, errichten sie auch dort ein Kreuz, was mit der Zeit schwarz verwitterte und der Lage seinen Namen gab. Durch die schriftliche Aufzeichnung zählen Zell/ der Schwarze Herrgott heute zu den ältesten urkundlich erwähnten Weinbauorten der Pfalz.
Die wechselhafte Geschichte der Pfalz lässt sich auch an den wechselnden Besitzern der Lage und der umliegenden Dörfer ablesen. Nach dem 1.Weltkrieg bauten die Zellertaler ein weithin sichtbares Ehrenmal für ihre Gefallenen, an der Stelle, wo das alte Kreuz stand. Heute sehen die Zellertaler Ihr „Friedensmal“ darin. Das neue Kruzifix wurde von Herrn Friedel Weller gegenüber errichtet. Es wurde 2011 erneuert und ökumenisch eingeweiht. Nun braucht es wieder Zeit zu verwittern und schwarz zu werden.
Kreuz
und Ehrenmal 1928
Geographie und Kleinklima
Geographisch gesehen ist das Zellertal ist ein Teil des Pfrimmtals. Die Pfrimm entspringt am Donnersberg und mündet bei Worms in den Rhein. Diese klare Ost – Westausrichtung ist in der Pfalz selten und prägend: So hält der Donnersberg im Westen viel Regen und Unwetter ab, sorgt aber auch für sehr trockene Sommer und geringe Gesamtniederschläge von durchschnittlich 400 mm NN im Jahr. Außerdem ermöglicht der fast reine Südhang der Zeller Talseite eine frühe Bodenerwärmung und langer Reifezeit der Trauben.
Die Böden des Zellertals sind von hellen porösen Kalkstein sowie schweren lehmigen Mergelschichten geprägt – keine einfachen Böden in der Bearbeitung, aber eigenständig.
Die Lage Zeller Schwarzen Herrgott umfasst nur 9,8 ha. Hier steht der Kalkstein besonders hoch an. Zwischendurch verwittern helle Kalkfelsen in den Terrassen, die Böden sind noch steiniger, die Hänge noch wärmer und geschützter. So kann kein Talnebel oder Spätfrost bis hier hinauf ziehen und kein Nordwind die Reben verkühlen. Am Schwarzen Herrgott knickt das Tal etwas nach Norden zurück und wird steiler, sodass die Winzer ihre Terrassen pflegen (müssen).
Die Weine
Die Lage gehört zu den Besten der Pfalz und erzielte vor hundert Jahren auch Spitzenpreise.
*Bei den um 1900 üblichen Weinversteigerungen errang Riesling und Gewürztraminer vom Schwarze Herrgott regelmäßig die höchsten Preise der „Unterhaardt“(Weingut Golsen, Ökonomierat Janson, Weingut Schauss, …)
*Das angesagte Hotel Adlon Berlin, orderte in den 1920er Jahren Schwarzen Herrgott.
( Weingut Herr u.a. )
* Belieferung der Kreuzschiffe Hamburg-Amerika Linie zwischen 1922 und 1938 (Ökonomierat Janson und Nachfolger Bernhard)
Noch heute schätzt das Finanzamt Kirchheimbolanden die Lagenvergleichszahl vom Schwarzen Herrgott deutlich über allen andern Zellertal Lagen ein. 35Punkten entsprechen einer Bewertung von Hof und Gebäudeflächen.
Kein Zellertaler Winzer bestreitet die eigenständige kalksteingeprägte Mineralität unserer Weine. Insbesondere der Riesling entwickelt sich hier von geradlinig, rassig, echt, kristallin klar bis elegant, nuancenreich, vielschichtig. Mit einem ehr gezügeltem Temperament, einer Art, die nicht Alles auf einmal offenbart, die sich langsam entwickelt und lange durchhält, erinnert unser Riesling manchmal an einen „longdistance – runner“. Und es macht Freude, seine Feinheiten nach und nach zu entdecken.
Tierwelt
Bussarde und Falken ziehen in der nachmittäglichen Thermik ihre Kreise, Steinschmätzer brüten in Kalkspalten, Smaragdeidechsen und Mauerfüchse sonnen sich, mediterrane Turmschnecken „ grasen“ sehr langsam die Rebstämme rauf und runter: In lauen Sommernächten und ertönen gemischte Chöre mediterraner Grillenarten.
Pflanzenwelt
Im Weinberg : natürliches Vorkommen von Wildtulpe, gelbem Milchstern, echtem Feldsalat, Weinbergslauch, Pfeilkresse oder „Bittelkraut“ etc. und vielen eingesäten Arten . An den Kalkfelsen/ mauern: Pfeifengras, wilder Thymian, wilder Ruccola = Rauke, wilder Majoran =Dost = Oregano, Iris, Madonnen Disteln, Johanniskraut, Scharfgabe… Aussicht und Ausblick Die Aussicht am schwarzen Herrgott mag nicht so imposant sein wie der Blick auf das Meer oder die Alpen, dennoch zieht sie viele Menschen hier magisch an. Ist es der Weitblick in fast alle Himmelsrichtungen mit gleichzeitig klar definiertem Anfang und Ende des Tals? Die gute Orientierungsmöglichkeit und der geschützte Rücken? Die intakte kleinräumliche Kulturlandschaft ? Oder doch ehr die alte Kraft des Ortes und des Herrgotts? Hier kann jeder seinen eigenen Zugang finden. Uns Zellertalern geht bei diesem Anblick „se Herz uff“.
Wir wollen diesen besonderen Ort weiterhin pflegen und in seiner schlichten Art zugänglich lassen. Einem großzügig geplanten Vinotheken Projekt an dieser Stelle erteilten die hiesigen Winzer vor einigen Jahren eine Absage. Das Interesse an dieser schwer zu bewirtschaftenden Weinlage steigt allmählich wieder und ein paar Weingüter wollen die Eigenständigkeit des Zeller Schwarzen Herrgotts mit Freuden herausarbeiten.
Christine Bernhard
Harxheim, 23. April 2013